Geburtsberichte – Teil 1

Baby Hand nach Geburt

Okay, ihr habt es euch auf Instagram gewünscht – und heute stelle ich mich dieser großen Herausforderung. Ich habe meinen Geburtsbericht für euch festgehalten.

Ich erzähle euch von meiner ersten Geburt und beginne damit auch meine gedankliche Reise zu unserem gesamten „Kinderkriegen“ Prozess.

Was euch erwartet

Geburtsberichte zu lesen – das ist im Trend. Und dabei lief mir immer wieder eine wichtige Aussage über den Weg: Höre dir nur positive Geburtsberichte an.
Ich kann natürlich die Gedanken dahinter nachvollziehen: man soll mit positiver Einstellung und ohne Ängste in die Geburt hinein gehen – Horror-Geburtsberichte sind dafür natürlich alles andere als förderlich.

ABER, jetzt habe ich selber 2 Kinder auf die Welt gebracht und muss dieser Aussage dennoch auch ein wenig wiedersprechen.

Ja, auch ich habe mir diese grandiosen Geburtsberichte (und Videos :D) angesehen. Rückblickend muss ich jedoch sagen, dass einige davon mir doch utopisch schön vorkamen. Also entweder falle ich mit meinen Erlebnissen aus dem Rahmen (was ich durch mein Umfeld eher weniger behaupten kann) oder diese perfekten und „schmerzfreien“ Geburten tun es.

Was diese utopisch schönen Berichte aber in mir geweckt haben, sind falsche Hoffnungen, oder zumindest weitestgehend unrealistische. Ich bin also dafür, dass wir das Narrativ ändern. Nicht nur schöne Berichte sollte man sich ansehen, sondern vor allem echte. Ganz stink normale Geburten.
Ich werde euch also nichts vormachen, euch nichts vorenthalten und nichts verschönern. Die unverblümte Wahrheit, also, von zwei ganz normalen Geburten. Mit den unterschiedlichsten Stolpersteinen.

Mir ist es ein Anliegen die Geburten umfangreich erzählen zu können und nichts aus zu lassen, was informativ und relevant ist. In einem Artikel jedoch zwei Geburten unter zu bringen, in solch einem Detailreichtum – das schaffe ich nicht. Aus diesem Grund habe ich diesen Beitrag in zwei Teile geteilt und ihr dürft hier erstmal mit Teil 1 Vorliebe nehmen.

Vorneweg

Vorab noch ein paar – mehr oder weniger – wichtige Infos.
Ich habe zwei Kinder bekommen. Im Abstand von 1,5 Jahren am Ende meiner 20er – mit 27 und 29 Jahren. Meine Schwangerschaften verliefen „normal“ bzw. gesund und ich habe mich auf beide Geburten mental gut vorbereitet. Wie ich das gemacht habe, kannst du gerne hier nachlesen.

Meine Geburtsberichte, könnten dennoch konträrer kaum sein. Es ist dermaßen unterschiedlich abgelaufen, dass ich von zwei Extremen was zu verdauen habe :D. Aber dafür schreibe ich ja – um die Dinge, die mich als Mama beschäftigen, zu verarbeiten.

Also, höre ich nun auf mit dieser ewig andauernden Einleitung – und fange an.

Geburtsbericht – 1. Sohn

der Tag des errechneten Termins

Wir reisen ans Ende von Jahr 2021. Der ganze Kontinent steckt noch immer im 2. Corona-Jahr und ich steckte so tief in meiner Schwangerschafts-Depression, dass ich im wahrsten Sinne nur noch im Bett lag und darauf wartete, dass sich mein Leben schlagartig verändern wird.

Es verging also ein Tag nach dem anderen und ich erreichte meinen errechneten Termin (ET). Ich musste im Krankenhaus erscheinen und erhielt einen Zettel mit lauter Tipps und Hacks, die ich anwenden solle, um das Baby zum Rauskommen zu bewegen. Leider war ich derartig panisch vor einer Einleitung, dass ich besonders angespannt einiges davon ausprobierte und selber von Stunde zu Stunde nervöser wurde.

Tag 1 der Geburt

3 Tage vergingen und es gab noch immer kein Anzeichen, dass die Geburt bald los gehen würde. Zumindest dachte ich das.

Tag 3 – Mitternacht

Aus heiterem Himmel bemerkte ich die ersten Wehen und schnell zeigte sich, dass diese engmaschiger und intensiver wurden. Ich schickte meinen Mann also gegen 2 Uhr aus dem Bett um sich und uns bereit zu machen. Sicherheitshalber wollte er duschen und alle Sachen in Ruhe packen. Währenddessen war ich weiterhin im Bett, atmete, hörte meine Hypnobirthing Meditationen und versuchte heraus zu finden, wo wir standen (alleine eine ziemliche Herausforderung). So verharrten wir die halbe Nacht über. Alles wurde sehr intensiv und die Pausen immer kleiner. All die Zeit über trackte ich meine Wehen und immer wieder sprang die App hin und her zwischen „die Wehen werden langsam regelmäßiger“ und „du solltest demnächst ins Krankenhaus fahren“ – dies ging über mehrere Stunden so.

9 Uhr morgens

Schließlich entschieden wir uns – da es ja meine erste Geburt war und ich keine Ahnung hatte, was mich genau erwartet und wann ich fahren sollte -ins Krankenhaus zu fahren. Wir riefen uns ein Taxi und im Krankenhaus zeigte sich die ernüchternde Wahrheit, dass sich zwar was tut, aber wir noch ziemlich entfernt sind von der tatsächlichen Geburt. Sie schickten uns wieder nach Hause, da sie vermeiden wollten uns dort zu behalten und zu früh zu intervenieren.

11 Uhr morgens

Wir sind also wieder zuhause. Plötzlich hatte ich einen Wehenstopp – denn es tat sich einfach wieder gar nichts. Ich war erschöpft und frustriert, denn von dem Beginn einer Geburt war nichts mehr zu spüren. Also verbrachten mein Mann und ich den Tag auf dem Sofa. Ich weiß noch, dass er sich eine Pizza bestellte und ich keinen Appetit empfand, so dass ich lediglich ein paar Pizzastangen verdrückte.

Der Tag ging zuende und wir gingen schlafen.

Tag 2 der Geburt

24 Uhr

Erneut war es mitten in der Nacht, als die Wehen durch meinen Körper schossen und mich aus dem Schlaf rissen. Schlaftrunken trackte ich die Wehen wieder mit meiner App und versuchte so lange keine Panik zu starten, wie es nur ging. Wir hatten ja bereits eine schlaflose Nacht hinter uns, wegen unnötiger Stresserei.

Da ich jedoch gucken wollte, ob es diesmal ernst ist, sprang ich unter die Dusche. Dort bemerkte ich immer schneller, wie haltlos ich mich fühlte und wie reichlich überfordert ich war. Mir war allerdings anhand der stärker werdenden Wellen deutlich klar, dass es wirklich los geht.

Ich wecke also wieder meinen Mann, der erneut das Prozedere startet. Duschen, bereit machen. Immer weiter trackte ich die Wellen, in der Hoffnung, es ergeben sich irgendwann die klassischen Wellen, nachdenen man dann ins Krankenhaus geht (5-10 Minuten Abstände, über 1 Minute Dauer).

Doch irgendwas war bei mir einfach anders. Ich hatte durchgehend engmaschige Wellen von 2-4 Minuten Abständen und +-60 Sekunden Dauer. Die Intensität war im wahrsten Sinne des Wortes atemraubend.

Erwartete ich mir aus den ganzen Geburtsberichten doch vor allem einen sanften Einstieg, mit immer kleiner werdenden Abständen. Doch ich wurde derartig übermannt, dass ich nur noch vorne über gebeugt am Boden hockte und in ein Kissen schrie, immer und immer wieder. Ganze 2 Stunden lang habe ich es ausgehalten.

4 Uhr

Zu diesem Zeitpunkt war ich einfach nur noch hilflos (mein Mann übrigens genauso). Ich konnte mit den Schmerzen nicht umgehen und redete mich selbst ziemlich schlecht. Hatten doch bereits so viele Frauen schon Kinder geboren – wieso halte ich es so früh schon nicht aus? Wieso kam bei mir nicht dieser Instinkt, ich wüsse schon, wann ich ins Krankenhaus fahren soll usw.

Nach 2 Stunden hatte ich jedoch genug von meinen Gedanken und ich entschied, dass wir ins Krankenhaus fahren sollten. Ich wollte, dass jemand mir hilft, der sich auskennt.

An ein Taxi war nicht zu denken – so hätte uns niemand mitgenommen – also rief mein Mann die Rettung. Mitten in der Nacht rasten dann zwei junge Zivildiener im kleinen Samariterbund-VW-Bus durch die Wiener Straßen und ihnen stand die Panik ins Gesicht geschrieben. Bei meinen lauten Schreien kann ich ihnen nicht verübeln, dass sie Sorge hatten, das Kind komme noch im Auto auf die Welt.

Das Schlimmste für mich an der Fahrt war jedoch die Tatsache, dass ich mich (obwohl ich mich aus diesem Grund für einen Krankenwagen entschied) nicht frei bewegen durfte. Ich musste durchgehend sitzend oder liegend transportiert werden. Meiner Meinung nach war es unnötig – und es hat mich relativ rasch in so einen Modus versetzt – mich wie einen kranken Patienten zu fühlen.

4:30 Uhr

Angekommen im Krankenhaus brachten die Hebammen mich in einen Kreissaal und machten erst einmal einige Untersuchungen, legten den Zugang usw. Die Sanitäter verabschiedeten sich mit den Worten „sowas wünscht man wirklich seinen Feinden nicht“ und schon saß ich in diesem (nach meinem Empfinden) kleinen Raum, mit der Hoffnung, dass es nun alles schnell vorbei sein wird.

„Sie sind erst 3 Zentimeter offen, aber wir behalten Sie trotzdem hier.“ waren die demotivierten Worte am Ende der ersten Untersuchung. Die Stimmung war gedrückt und die kommenden Stunden versuchten wir einfach nur auszuharren und zu überleben.

Eine Wanne war nicht frei, also kam ich in einen Duschraum, indem mein Mann es kaum aushielt, weil vor lauter Dampf kaum mehr Sauerstoff vorhanden war. Doch es war nahezu das einzige, was mir die Wellen irgendwie erträglich machen konnte.

Ansonsten hatte ich vorlaufend jemanden bei mir, der mir das Atmen ansagte (ansonsten konnte es schon mal passieren, dass ich es vor lauter Schmerz einfach vergaß). Mein Mann und die Hebamme wechselten sich beim Händchenhalten also ab.

7 Uhr

Der erste Schichtwechsel (ja genau, ich sagte: der erste) der Hebammen. Diesmal kam eine Hebamme in Ausbildung. Unglaublich emphatisch und freundlich – aber eben noch etwas unerfahren.

Und ich muss ehrlich sagen, ab hier endet jegliches Zeitgefühl für mich. Ich kann ungefähr sagen, was ich gemacht bzw. ausprobiert habe – aber wie lange und zu welcher Uhrzeit – ich kann es euch nicht sagen.

Die kommenden Zeitangaben sind also reine Schätzungen anhand der Erinnerungen meines Mannes und meiner Erinnerung an den Sonnenstand.

Zu dieser Zeit half man mir einfach zu atmen, während ich nach und nach Dinge ausprobierte. Die ganze Zeit hing ich mit dem Oberkörper nach vorne und der Bauch nach unten. Zuerst über dem Bett – doch ich verkrampfte ständig meine Beine und Zehen – also ging ich in den Vierfüßler und über den Ball – doch meine Knie waren bereits so mitgenommen, dass ich auch das nicht lange aushielt.

11 Uhr

Irgendwann am späten Vormittag gab es das erste ernste Gespräch. Das Baby liegt nicht richtig im Becken unten, deswegen geht alles nur sehr schleichend voran. Gleichzeitig bin ich von den Schmerzen schon so fertig, dass ich nur noch krampfe. Gut möglich, dass ich dadurch den Prozess der Geburt noch weiter verlangsame. Sie boten mir also Schmerzmittel an. Und was soll ich sagen: das war die beste Zeit während dieser ganzen Geburt.

Ich lag auf dem Bett, hatte keine Schmerzen und war high „wie ein Spaceshuttle“. Ich muss mal meinen Mann fragen, ob er noch ein paar witzige Anekdoten auf Lager hat – aber er erzählte mir schon, dass ich ausgesprochen witzig war in dieser Zeit. Es war auch das erste mal, dass ich bemerkte, wie verschneit die Welt draußen plötzlich war. Es war einfach traumhaft schön aus dem Fenster zu blicken und ein magischer Moment im Anbetracht dessen, dass ich bald mein Baby im Arm halten würde.

14 Uhr

Doch auch die schönen Dinge haben mal ein Ende. So auch dieses schwebende Gefühl und die schmerzhafte Realität gab mir wieder einen ordentlichen Ar***tritt.

Ich weiß noch, dass ich die Hebammen fast anbettelte mir noch mehr von dem Schmerzmittel zu geben. Aber leider hätte ich dafür noch einige Stunden warten müssen.

Schließlich folgte eine Reihe ernster Gespräche, denn das Schmerzmittel hatte trotz meiner Entspannung kaum Effekt auf den Verlauf der Geburt. Und ich musste lernen blitzschnell und schmerztrunken Entscheidungen treffen zu können.

Ich war vor der Geburt immer der Ansicht, ich wolle auf keinen Fall eine PDA und einen Wehentropf um alles in der Welt vermeiden. Kleiner Spoiler-Alarm: beide Prinzipien habe ich bei der 1. Geburt über Board geworfen.

16 Uhr

Aufgrund dessen, dass ich bereits zwei schlaflose Nächte hinter mir hatte, seit Stunden kaum etwas gegessen hatte und von den Schmerzen derart fertig war, rieten mir die Hebammen dazu, einen Wehentropf anzunehmen. So würde die Geburt beschleunigt und meine Kräfte geschont werden können.

Nun musste ich abwägen und entschied schließlich: Ich habe mehr Angst vor der Geburt am Wehentropf, als vor der PDA. Also stimmte ich dem Wehentropf zu und kombinierte es mit einer PDA.

19 Uhr

Der zweite Schichtwechsel.

Nach der PDA hatte ich die große Hoffnung, dass nun alles schnell zum Ende kommen wird und mithilfe des Wehentropfes die Geburt bald geschafft ist. Doch die Augen der Hebamme sagten alles – in ihrer Schicht würden wir es wohl nicht mehr schaffen.

Gleichzeitig war ich nun endgültig im kranke-Patientin Modus angekommen. Durch die PDA war ich ans Bett gefesselt. Mir mussten regelmäßig Katheter gelegt werden, da ich nicht aufstehen durfte um mich zu erleichtern. Regelmäßig wurde die PDA nachgelegt und mein Mann und ich versuchten uns wach zu halten und die Zeit vorrüber zu bringen.

Als dann schließlich die 3. Hebamme meiner Geburt zu uns kam, schickte sie mich und meinen Mann schlafen und klärte mich auf, wie es nun erstmal weiter gehen wird. Dann passierte das wohl witzigste aus all den Stunden (zumindest ist es noch zwischen uns der running Gag): Nach all den Schmerzmitteln, Wehentropf und PDAs…fing diese Hebamme an mir Globoli zu geben.

Aber ja, ich war schmerzfrei und verharrte so nun einige Stunden in einer Zwischendimension, während mein Körper weiter schufftete, ohne, dass ich es bemerkte.

22 Uhr

Doch die Realität trifft einen ja bekanntlich härter als man sich vorstellen kann.

Für die letzte Phase der Geburt (Austreibungsphase) wollte man mich von der PDA runter holen. So wäre es mir möglich die Wellen selbst zu spüren und entsprechend den Bedürfnissen meines Körpers zu agieren. Wann presse ich, wann warte ich. Auch würde ich so spüren, wie mein Kind auf die Welt kommt.

Das klang wunderschön. Mit der Betonung auf klang.

Denn die Schmerzen hatten ein derart unnatürliches Ausmaß angenommen, dass ich mich noch an dieses Gefühl erinne, dass es mir vorkommt, als würde mein Körper in zwei Teile gerissen werden.

Ich möchte niemandem zu nahe treten, muss jedoch auch eingestehen, dass die letzte Hebamme auch nicht sehr emphatisch für mich war. Sie erzählte mir nur dauernd, dass ich mich zusammen reißen müsse. Doch als sie schließlich gegen halb 12 Uhr meinte, sie schätze 3 Stunden wird es noch dauern..sprudelte es aus mir heraus: Helft mir. Hohlt das Kind aus mir raus. Ich will einen Kaiserschnitt.

Mitternacht

Das war der Startschuss für die Hebamme, die sich direkt auf den Weg machte, die Ärztin zu holen. Während dessen durchbohrte der entsetzte Blick meines Mannes mich: Du weißt schon, was jetzt passiert, oder? fragte er mich nur – doch in dem Moment konnte ich wirklich nicht mehr klar denken. 48 Stunden waren vergangen seit dem ersten Startschuss – ich war am Ende mit meinen Kräften, mit meiner Motivation und auch mit meinem Selbstbewusstsein (aber dazu gleich noch was).

Diese junge Ärztin habe ich noch in liebevoller Erinnerung. Sie untersuchte mich und sagte: „Das Kind ist doch schon fast da. Halten Sie durch, gleich geschafft. Das wird auf jedenfall ein Mitternachtskind“. Sie leitete mich an, wie ich mich am besten positionieren und drücken sollte.

Mit einem Wusch breitete sich ein Druck im meinem Körper auf, der nicht zu beschreiben ist, der innerhalb von wenigen Sekunden zu 100% Prozent nach lässt. Und da war er: um 00:38 Uhr – mein Mitternachts-Glückskind.

Und mit seiner Ankunft verging jeder Schmerz, der mich so viele Stunden in seinen Fängen hatte. Es dauerte eine Weile bis er schließlich weinte und dann kam er zu mir an die Brust. Ab da war der Verlauf klassisch – sie untersuchten uns, warteten auf die Plazenta und gegen 4 Uhr morgens (nach 24 Stunden im Kreissaal) kamen wir auf das Zimmer.

Nachträgliche Gedanken zur Geburt

Heute (nach 2 Geburten) weiß ich es besser – doch lange nach der 1. Geburt war mein Narrativ sehr negativ. Ich fühlte mich, als hätte ich bei der wichtigsten Aufgabe meines Daseins versagt. Die Geburt ist etwas natürliches und mir ist es derart schwer gefallen, dass ich es fast nicht geschafft hätte.

Doch ich habe viele Gespräche über diese Geburt geführt und schließlich im Forum mal mit einer Hebamme sprechen dürfen. Diese machte mich darauf aufmerksam, dass vieles von dem was ich beschreibe zu der Situation passt, wenn die Geburt startet, das Baby aber noch nicht ins Becken gerutscht ist. Anstatt, dass die Kontraktionen den Muttermund öffnen sollten, versucht die Gebärmutter nämlich das Kind nach unten zu drücken. Eine sehr intensive und schmerzhafte Situation (was ich gerne bezeugen kann).

Leider wurde es entlang des Weges hin zur Geburt verabsäumt, dieses Thema zu behandeln. Mir war nicht klar, dass das überhaupt möglich ist und dass ich was dafür tun kann um dem Baby nach unten zu helfen. Keine meiner Ärzte hat mich auf das Problem hingewiesen, dass das Baby nicht im Becken ist und ich was tun sollte.
Gleichzeitig weiß ich, dass ich zum Ende der Schwangerschaft hin nicht sonderlich aktiv war – ein Aspekt, der wichtig ist für die richtige Lage des Kindes.

Während der Geburt fühlte ich mich dann natürlich negativ durch die gegebenen Umstände. Doch auch hier hätte ich mir mehr Transparenz gewünscht – denn auch hier gab es wenig aufmunternde Worte, dass das was gerade passiert, normal ist, für die Situation, in der wir stecken.

Bezüglich der PDA, kann ich nur sagen, dass ich die Geburt unter der PDA nicht schön fand, weil es mich in meiner Natürlichkeit sehr behindert hat. Dennoch bereue ich es nicht, die PDA in Anspruch genommen zu haben. Denn ich kann nur erahnen, dass mir ohne vielleicht keine Natürliche Geburt möglich gewesen wäre (wer weiß, wie lange ich es am Wehentropf hätte aushalten können).

Was du daraus mitnehmen sollst

Ein ganz wichtiger Gedanke an meiner 1. Geburtsgeschichte ist, dass eine Geburt immer anders läuft, als man es sich vorstellt und dass es okay ist, seine Wünsche daran anzupassen.

Als ich damals entschied, dass ich nie, niemals eine PDA machen würde, war mir nicht bewusst, dass es Situationen gibt, wo ich diese Hilfe brauchen würde.

Und es absolut okay, diese Hilfe anzunehmen. Es ist nichts verwerflich oder unweiblich daran und auf keinen Fall muss eine Frau eine 100% natürliche Geburt durchleiden, wenn sie sich nicht dazu im Stande fühlt.

Was würde ich bei dieser Geburt anders machen

Dürfte ich die Geburt meines ersten Kindes nochmal erleben – dann würde mir eine Wahlhebamme für die Geburt ins Krankenhaus mitnehmen. Jemanden, der all die Stunden durchgehend bei mir gewesen wäre und mich und meine Wünsche kennt und für diese einsteht.

Alternativ hätte ich meinen Mann besser auf die Möglichkeit von Übergriffigkeit im Kreissaal aufmerksam machen sollen und darauf trainieren sollen, dass er wehementer für meine Wünsche einstehen muss, bzw. besser für mich advozieren.

Auch wenn die letzte Hebamme weit weg von Horror-Geschichten anderer Gebärenden war – sie war keine emphatievolle und verständnissvolle Persönlichkeit. Und ich kann mich daran erinnern, dass sie ziemlich angefressen und zickig zu mir war, nachdem das Baby da war.

Ende

Wie versprochen, wird es bald einen zweiten Geburtsbericht geben. Dieser wird um einiges kürzer – versprochen. Das ganze geht nich nochmal 48 Stunden lang ;), aber ich sagte ja, ich wolle kein Detail auslassen. Danke, dass du dir diesen Geburtsbericht bis zum Ende durchgelesen hast.

Denn Bericht über meine 2. Geburt kannst du nun gerne hier nachlesen. Ich sags dir – es könnte nicht gegensätzlicher sein.

Nach oben scrollen