
Ich bin mal wieder spät dran mit dem Artikel diese Woche. Hinter mir liegen 3 Wochen voller Elan, Energie und Erfolgen. Die Tage mit beiden Kindern werden immer besser und erfolgreicher und die Abende habe ich täglich im Bett verbracht um meine September Ziele zu erreichen. Doch dann kam der rasante Umbruch (wie leider immer bei mir, nach solchen Hochphasen). Erst wurde BB krank, dann waren wir Erwachsenen angeschlagen und schließlich kamen meine Eltern für ein Wochenende zu Besuch.
Danach war ich dann also nicht nur aus dem Flowzustand raus, sondern auch ziemlich erschöpft vom Wochenende und die Trauer des Abschieds hing mal wieder über mir. Auch häufen sich diese klassischen Extra-Aufgaben immer mehr an und ich komme gefühlt einfach nicht hinterher.
Die Tage, die darauf folgen sind von vielen Gedanken geprägt. Ich denke dann über einfach alles nach. Ganz nach dem Motto: meine größte Stärke ist auch meine stärkste Schwäche, habe ich mal wieder gemerkt, wie viel ich schon wieder von mir erwarte.
Und immer wieder muss ich mich (und heute auch mal dich) daran erinnern: Du kannst nicht alles sein!
unsere Generation
Es könnte jetzt auf viele Zutreffen oder auch nur ein beschränkter Eindruck sein, den ich gewonnen habe…aber ich habe oft das Gefühl, dass unsere Generation diejenige ist, die viele Kreisläufe durchbricht.
Während die Generationen vor uns ihre Kinder noch mit viel Intuition und angelerntem Verhalten großgezogen haben, sind wir diejenigen die für alles einen Namen und eine Anleitung suchen. War Wohlstand in der Kindheit unserer Eltern noch begrenzt, wurden wir in der Welt des Überflusses groß. Heute sind wir Erwachsen und haben oft das Gefühl nicht nur unsere Kinder zu erziehen, sondern auch uns selbst. Therapien, Ernährung, Sport, Karriere, Familie… die Baustellen in unserem Leben sind groß und brauchen mehr Zeit als der Tag Stunden hat.
Wir versuchen unentwegt alles und noch mehr zu sein!
die heutige Erziehung und wir
Wie bereits erwähnt… hat heute alles einen Namen. Denn wir erziehen heute mit dem Kopf, nicht mehr mit dem Bauch.
Bedürfnisorientiert, Bindungsorientiert, laissez faire, antiautoritär, gentle Parenting… es gibt nahezu so viele betitelte Erziehungsstile wie Elternpaare.
Die Entwicklung unserer Kinder wird ins kleinste heruntergebrochen und ihre Schwierigkeiten werden (über) analysiert:
Autonomiephase, Wackelzahnpubertät, Entwicklungsschübe auf den Tag genau vorhergesagt, Picky Eater..
Konzepte für die Kindheit unserer Kleinen werden ausgearbeitet:
Montessori, Pickler, Fröbel…Breifrei, Stillen, Tragen, Bilingual, Abhalten usw. und allzu oft wird einem suggeriert, dass es nur einen richtigen Weg gibt.
Und bei all dem sollen wir Eltern uns nicht vergessen. Platz schaffen für unsere Bedürfnisse und uns zu Mama und Papa machen. Wie können wir das alles sein?
und dann wäre da noch der Alltag
Neben unseren und den Bedürfnissen unserer Kinder ist der Alltag noch gespickt mit weiteren Anforderungen an uns.
Den Haushalt müssen wir meistern, die Familie gut ernähren, im Kindergarten und Schule regelmäßig präsent sein, mit den Jahreszeiten mit gehen, Feiertage vorbereiten und 2 Jobs braucht man auch, denn anders kommt in dieser Welt selten eine Familie über die Runden.
Gleichzeitig ist von dem afrikanischen Sprichwort: „Es braucht ein ganzes Dorf um ein Kind aufzuziehen“ nichts weiter übrig geblieben, als die bloße Gedächtnisstütze für uns Eltern, dass es eben unmöglich ist, es alleine zu schaffen. So können wir für den Moment das schlechte Gewissen verdrängen, dass wir heute wieder so vieles nicht geschafft haben.
mein Status quo
Ich bin ein Mensch, mit sehr hohen Ansprüchen an mich. Und in Wochen wie diesen merke ich, dass ich ungesund viel verlange. Ich möchte am liebsten alles machen. Einige Beispiele aus meinen aktuell großen (Wunsch)Projekten: BB nicht in den KiGa geben, Tandemstillen, Tandemtragen, Baby abhalten, mit BB Töpfchentraining, KiGa suchen für 2024, Montessori besser umsetzen, SystemMama vorrantreiben, Social Media Präsenz ausbauen, wieder mehr Lebensmittel selber machen….
Wenn ich im Recherche Modus bin, dann stoße ich auf diese ganzen tollen Eltern. Die das Stillen oder Bloggen erfolgreich hinbekommen, die 100% Windelfrei leben, oder 4 Kinder nicht in den KiGa geben. Wiederum andere setzen das Montessori-Konzept in jedem Bereich perfekt um, mit einer derartigen Leichtigkeit, dass mir nur die Augen leuchten.
Was aber auch passiert, wenn ich diese Menschen ansehe und ihre Tipps suche, ist Enttäuschung. Enttäuschung darüber, dass ich es nicht so gut hinbekomme. Dass ich nicht alles sein kann!
In schwachen Wochen merke ich es immer wieder: es ist zu viel. Denn selbst, wenn ich versuche eine Pause zu machen, dann geht der innerliche Stress nicht weg. Ich denke unentwegt an die Aufgaben, die vor mir liegen, für die ich mir gerade Zeit nehmen sollte und möchte. Und dann resigniert mein Körper. Er ist durch den ständig hohen Adrenalinspiegel wie ein bockiges Kleinkind und tritt in einen Streik. Die Gedanken ziehen mich andauernd weg vom Fokus, während er versucht mich eben genau daran zu erinnern, was wesentlich ist.
die Lektion
Das sind die Momente, indenen ich versuche mich daran zu erinnern, dass eben nicht alles geht! Diese Eltern haben nämlich eines gemeinsam: sie konzentrieren sich auf eine Sache. Das tue ich nicht, ich bin SystemMama und ich bin in keinem Fach Experte – stattdessen bin ich Experte darin, von jedem Kuchen ein kleines Stückchen zu kosten. Dazu gehört dann aber auch, Abstriche zu machen und sich nicht zur Last zu nehmen, dass die eigenen Möglichkeiten eben begrenzt sind.
So kommt es, dass ich BV nur ein paar Stunden am Tag abhalte. Montessori Konzepte nur im Alltag umgesetzt werden aber noch nicht im Lern-Bereich. Dass ich nur einen Teil unserer Ernährung selber mache und ich manchmal eben spät dran bin mit einem Artikel.
Nach den steilen Zielen für September (hier findest du mehr dazu) hatte ich gehofft, meine unlimitierte Energie nicht allzu schnell zu verlieren. Aber irgendwie hatte ich schon geahnt, dass der Flow nicht allzulang anhalten wird. Ich merke also, dass ich in den nächsten Monaten viel daran arbeiten muss, dorthin zu kommen, wo ich hinmöchte: in eine gute Balance.
Auch denke ich immer öfter an die Lektion, die mein 2. Sohn (BV) für mich bereit hielt, nach der Geburt: Genießen. Weniger tun, weniger probieren, weniger versuchen hinzubekommen, weniger Perfektion…und stattdessen innehalten und das Leben wahrnehmen! (lies hier gerne mehr zu meinen tiefen Gedanken nach der Geburt)
die Zukunft
Ich bin noch immer in der Phase, in der ich mich an das neue Leben als Zweifach-Mama gewöhne. Der Alltag ist so ganz anders und die Zeit vergeht anders. Ich mache mir also im Moment große Gedanken, was mir möglich ist und wie. Wie wird unser Alltag weitergehen, wie wird es mit SystemMama weitergehen.
Es war mir immer das Wichtigste, an erster Stelle Mama zu sein. Ja, ich möchte eine gute Ehefrau sein. Ja, ich möchte mit SystemMama erfolgreich sein. Aber ohne meine Kinder hat nichts davon Bedeutung. Also stehen sie ganz oben, und das kann man runter brechen auf kleine Momente in unserem Alltag. Die winzig kleinen Momente – in denen ihre Kindheit wichtiger ist als mein Alltag.
Der September hält jetzt noch eine Woche für mich bereit, in der ich mir viele Gedanken mache und nocheinmal ein paar Dinge anders ausprobiere. Auch wird der Oktober ein wenig anders verlaufen, als andere Monate. Ich bin also gespannt, wie die Evaluierung nächste Woche laufen wird und welchen Fokus ich mir für Oktober setze. Natürlich wirst du hier und auf Instagram nichts davon verpassen!
Und bis dahin versuche ich mich immer wieder darin zu besinnen: Du kannst eben nicht alles sein!