BLW – so beginnst du

Baby über Teller

Wenn dein Baby ca. 6 Monate alt ist und alle Beikost-Reifezeichen zeigt, dann ist es an der Zeit mit der Einführung von Lebensmitteln zu beginnen. Sollte dir BLW noch kein Begriff sein, dann lies bitte meine vorherigen Beiträge zu dem Thema (Grundidee BLW und BLW Vorbereitungen). Denn hier zeige ich dir wie du mit BLW beginnst.

Beikost Reife Zeichen

Zunächst ist es wichtig, dass du alle notwendigen Infos hast, um zu erkennen, dass dein Baby bereit ist um feste Nahrung zu probieren. Dies hat vor allem den Hintergrund, dass dein Baby nicht nur körperlich bereit ist, sondern auch psychisch – so erlebt es Freude am Essen und keinen Druck.

Dies sind die wichtigsten Merkmale, an denen du erkennst, dass es losgehen kann. Dein Baby…
– ist ~ 6 Monate alt
– kann seinen Kopf selbstständig halten
– selbstständig sitzen
– kann Essen selbstständig zum Mund führen
– ist an Essen interessiert (das erkennst du an nachahmenden Schmatz- und Kaubewegungen)
– beobachtet dich beim Essen ganz genau und öffnet den Mund

und dann geht es los

Ich muss gestehen, dass ich trotz reichlich Recherche auch ziemlich nervös war, als BB alle Reifezeichen zeigte und es an der Zeit war zu beginnen. Fast alle Mamas in meinem Umfeld wählten noch immer den klassischen „Babybrei“ Weg. Am Anfang war ich also allein auf weiter Flur mit meinem Plan breifrei zu starten und war dementsprechend auch etwas zittrig.

Damit ich diese Nervosität aber ablegen konnte, um BB nicht aus der Ruhe zu bringen, habe ich mit Lebensmitteln angefangen, von denen ein Baby noch gar nicht abbeißen kann:

– Gurke (in 1/4 Stiften)
– Brokkoli Röschen
– Apfel oder Orange (gemeinsam gehalten oder er durfte abschlecken)

In der ersten Zeit konnte BB auch nicht 100% richtig sitzen, alle anderen Reifezeichen waren aber einfach schon zu deutlich erkennbar, als dass wir noch warten wollten. Er war daher auch immer auf unsere Hilfe beim Essen angewiesen – entweder auf unserem Schoß oder in der schrägen Babyschale am Tisch.

In den ersten 1-2 Monaten hat BB aber auch noch nicht allzu viel gegessen. Er hat ein paarmal probiert und dann hat er sich wieder mit seinem Löffel beschäftigt.

Mit steigernder Sicherheit auf unserer und seiner Seite ergänzten wir aber mit der Zeit:
– Durchgebratenes Rührei
– Apfelmark (ich habe ihm immer einen vollen Löffel in die Hand gereicht)
– Kartoffeln

erste Mahlzeit

Schließlich begannen wir im 8. Lebensmonat damit, die ersten ganzen Mahlzeiten anzubieten. Darunter zum Beispiel der Wikingertopf oder Reis mit Fisch und Spinat.

Mit der Zeit klappte das immer besser und es dauerte nicht lange und er aß bei allen drei Hauptmahlzeiten immer fleißig mit.

Bei den ersten Mahlzeiten ist es jedoch wichtig zu beachten, dass du das Essen natürlich nicht so anbieten kannst, wie ihr Erwachsenen es bekommt. Ich habe aber immer darauf geachtet für BB nichts extra zu kochen. Stattdessen wählte ich einfach ein anderes Zubereitungsverfahren für die selben Zutaten und ließ die Zutaten weg, die er noch nicht haben konnte.

Zum Beispiel gab es vom Wikingertopf nur Kartoffeln und Karotten (diese habe ich einfach dampfgegart) und später dann auch längliche/ gut haltbare Fleischbällchen.

Was solltest du unbedingt beachten

Nun habe ich dir kurz und bündig erzählt, wie es bei uns angefangen hat. Es gibt jedoch Dinge, die du bei der Einführung von Lebensmitteln generell oder in breifrei Form noch beachten solltest.

1. Was darf dein Baby wann essen

Recherchiere bitte vor jeder Neueinführung eines Lebensmittels ab wann es eingeführt werden kann und ggf. auch in welcher Form es sicher ist. Ich kann dir hierfür die App bzw. den Instagram Kanal „Solid Starts“ empfehlen. Hier findest du eine tolle Datenbank und viele Tipps rund um das breifreie Servieren von Lebensmitteln.

2. Allergene

Beachte bitte bei diesem Thema immer deinen eigenen familiären Hintergrund – wenn es hier Allergiker gibt, so solltest du in diesem Bereich nochmal etwas informierter heran gehen. Bei uns ist das nicht der Fall, weswegen ich hier unbesorgt in das Thema starten konnte. Es ist wichtig, und wird heute von vielen Seiten empfohlen, relativ zügig und regelmäßig alle Allergene anzubieten. Traue dich also ruhig ran, so kann man gut einer späteren Entwicklung von Allergien vorbeugen.

3. Sei entspannt und hab Vertrauen in dein Kind

Bei Baby-Led-Weaning ist es wichtig, dass dein Baby entspannt ist und sich selbst vertraut, richtig zu agieren. Das erreichst du, indem du mit Ruhe und Entspannung in jede Essenssituation hinein gehst und Vertrauen in dein Baby hast.

  • Schaffe eine ruhige und gelassene Essensumgebung und gewöhne dein Baby so früh wie möglich (auch gerne schon vor BLW Start) an die Atmosphäre am Tisch.
  • Vertraue deinem Baby, instinktiv zu wissen, was zu tun ist. Beispielsweise sind Würgen und Husten völlig normale körperliche Reaktionen auf neue Lebensmittel im Mund. Reagiere nicht erschrocken oder nervös, sondern zeige deinem Baby, dass alles in Ordnung ist und es das hinbekommt.
  • Bilde dich allerdings auch weiter bezüglich Verschluckungsgefahren und Erstickung (das empfehle ich allerdings auch abseits von BLW, z.B. Spielsachen o.ä.).
  • Starte mit Lebensmitteln, mit denen du dich sicher fühlst
  • versuche weitesgehend nicht zu reagieren, auf das was dein Baby mit dem Essen anstellen wird. Manchmal wird der Kürbis in der Hand zerquetscht und sich in die Haare geschmiert. Es gibt auch Mahlzeiten bei denen BB kaum einen Biss in den Mund nahm, sondern nur spielte und beobachtete.
    Aber es gab auch Mahlzeiten, wo er immer mehr und mehr Nachschlag wollte und richtig reinhaute. Beides ist richtig und beides soll so sein!
    Denn im 1. Lebensjahr geht es ausschließlich darum Lebensmittel kennen– und Essen zu lernen und nicht den Magen zu füllen

4. Gewürze

Trau dich auch schon im 1. Lebensjahr an Gewürze. Essen für Babys muss nicht fad schmecken. Achte allerdings immer auf Zucker und Salz. Es wird empfohlen Zucker in den ersten 1-2 Jahren ganz weg zu lassen und Salz sollte vor allem im 1. Lebensjahr nur begrenzt konsumiert werden.

Noch ein paar Alltagstipps zum Schluss

Appetit anregen

Um BBs Appetit anzuregen und um sein Interesse für neue Zutaten und Lebensmittel zu animieren biete ich ihm gerne „Vertraute Zutaten“ an. Zum Beispiel bleibt immer eine Kleinigkeit von der letzten Mahlzeit übrig (mal ein paar Nudeln, Süßkartoffeln etc.). Das Anbieten dient am Teller dazu, dass er etwas sieht, was er kennt und meist stürzt er sich erstmal auf das Bekannte.

Er fängt dann an zu essen, was vor allem den Vorteil hat, dass sein Körper sich auf Hunger, aktive Verdauung usw. einstellt. In seinem Fall ist er dann (wenn das Vertraute aufgegessen ist) auch bereit anderes zu probieren und lässt sich oft für neues beigeistern. Vorteilhaft ist, wenn du einen Teller nutzt, der keine „Trennwände“ hat – Lebensmittel sollen sich ruhig gegenseitig berühren.

Beschäftigungsessen

Es gibt Anlässe und Mahlzeiten, zu denen man länger am Esstisch sitzt, als es im Alltag des Babys üblich ist (Grillen, Raclette etc.). In diesen Situationen geht es mir vor allem eher um das Kennenlernen der neuen Situation und das länger dabei sein und „still“ sitzen. BB bekam dann häufig so genanntes „Beschäftigungsessen“. Essen das ihn nicht wirklich schnell sättigt, was ihm aber sehr viel Spaß bereitet.

  • Mais am Kolben
  • Hähnchen Knochen mit etwas Fleisch dran (Achtung auf Knorpel)
  • Spareribs (unmariniert)
  • härteres Brot
  • Mangokern mit etwas Fruchtfleisch dran

Diese Lebensmittel haben zum einen den Vorteil dein Baby länger zu beschäftigen und somit könnt ihr alle etwas länger am Tisch bleiben. Gleichzeitig sind das aber auch Lebensmittel, die dem Kind helfen eine „Mentale Karte“ des Mundes im Gedächtnis zu zeichnen. Dies hilft dem Baby zukünftig kleine Bissen mit der Zunge im Mund hin und her zu schieben und richtig einschätzen zu können.

Bonus: es regt wieder den Appetit an und so kannst du Situationen, wie einen Restaurant Besuch vorbereiten.

Restaurant Besuche

Der erste richtige Besuch im Restaurant (wo das Baby mitisst) ist etwas ganz Aufregendes für uns Eltern und für das Baby noch viel aufregender. Die Umgebung ist hier fremd und sowohl das Baby, als auch die Eltern sind besonders abgelenkt. Hier ein paar Tipps um die ersten Restaurant Besuche gut zu überstehen:

  • Fragt nach einem ruhigen Tisch
  • Nutzt den Babystuhl, aber seit nicht enttäuscht, wenn euer Baby nicht drin sitzen will
  • habt Lieblingsspielzeug dabei
  • Am Anfang empfehle ich Essen mitzubringen, dass dein Baby kennt und mag
  • Später kannst du den eigenen Teller deines Babys mitbringen (ist 1. Bruchsicher und 2. bietet es Vertrautheit)

Ergänzend noch ein paar Dinge, die Restaurant Besuche für alle noch schöner machen können:

  • All you can Eat von der Karte – hier kann man immerwieder nach bestellen was gut ankommt und wenn man die falsche Wahl getroffen hat ist die Portion nicht so groß. Von der Karte deswegen, weil da keine Hektik rein kommt durch ständiges Aufstehen
  • Mach dir keinen Druck wegen des Chaos, dass dein Baby anrichtet. Lass dein Baby entspannt machen. Hinterher machst du alles Grobe selbst sauber und für den Rest verabschiedest du dich mit einem guten Trinkgeld
  • Ein Besuch im Restaurant ist nicht der Anlass, bei dem wir auf Nährstoffe, Ernährung, Salz und Co. achten. Es geht hingegen viel eher um das Kennenlernen der Situation, um das Genießen des Besuches und das Entspannt bleiben. Im geregelten Rahmen darfst du deinem Baby also auch einiges von der Karte anbieten (verzichte dafür einfach Zuhause halt etwas mehr auf die Zugabe von Salz).

Das waren unglaublich viele Informationen und trotzdem gibt es noch unendlich viel mehr über die Einführung sagen und Tipps zum Teilen. Nimm die Infos von hier als Startpunkt und recherchiere noch weiter. Ein Austausch ist in dieser Zeit besonders wichtig – ich freue mich, wenn du deine Erfahrungen, Fragen und Tipps auf Instagram mit mir und den anderen teilst!

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