Einsamkeit als Mama

Mutter hält ihr Kind

Das Wochenbett ist gerade aus und als frisch gebackene Mama freust du dich auf ein (oder mehr) großartiges Jahr mit deinem Baby, bei dem du so viele aufregende Dinge erleben wirst.
Und so vergeht nach und nach die Zeit, bis du merkst, dass so langsam die Einsamkeit kommt, obwohl du nie allein bist. Lass uns also heute mal über die Einsamkeit als Mama sprechen.

Die besondere Art der Einsamkeit

Einsamkeit bei Mamas ist eine besondere Art der Einsamkeit, die leider viele Außenstehende oft nicht nachvollziehen können. Man ist den ganzen Tag mit seinem Kind oder sogar mehreren Kindern zusammen, ist dauerhaft beschäftigt mit stillen, Windeln wechseln, Essen machen, putzen, Wäsche waschen, herumtragen, einschlafbegleiten, umziehen, spielen, aufräumen und, und, und .. ihr versteht, was ich meine. Und während all dem sind wir in ständiger Gesellschaft unserer geliebten Kinder.

Dennoch schleicht sich bei vielen Müttern das Gefühl der Einsamkeit ein. Welches sich immer anders zeigen kann: Manchmal wünscht man sich jemanden, mit dem man den schönen Momente gerade teilen kann, an anderen Tagen ist man überfordert damit alle Aufgaben allein bewältigen zu müssen.  Doch in den meisten Fällen wünscht man sich einfach auch mal wieder von anderen Erwachsenen umgeben zu sein. Über Dinge zu sprechen, die einen aktuell beschäftigen, über Belangloses zu plaudern, mal nicht mit seinen eigenen Gedanken allein zu sein.

So zumindest erging es mir häufig im 1. Babyjahr und vor allem jetzt, wo mein Sohn ein Kleinkind ist und Baby Nr. 2 vor der Tür steht. Aus diesem Grund möchte ich gerne meine Erfahrungen mit dir Teilen und dir einige Tipps mit auf den Weg geben, was wir als Mamas gegen unsere Einsamkeit tun können.

der Partner

Mein Sohn und ich sind nahezu vom Aufstehen bis zum Schlafengehen des Kleinen allein. Die Arbeit meines Mannes ist leider sehr weit entfernt, was dazu führt, dass er täglich >3h Fahrzeit bewältigen muss. Dies hat für uns zweierlei Dinge zur Folge:

  1. Mein Mann ist nicht nur erschöpft von der Arbeit, sondern auch von der Fahrtzeit (er ist immerhin 11 Stunden weg). Morgens ist er oft im Stress pünktlich loszugehen, und abends enttäuscht, wenn er den Kleinen verpasst hat.
  2. Ich bin erschöpft von einem Tag, an dem ich körperlich so viel geleistet habe. Notwendige Haushaltsarbeiten getätigt habe, während die Aufmerksamkeit für BB nicht zu kurz kommen sollte. Vom Kind herumtragen, hin und her hetzen… und vom einsam sein.

  Hier treffen häufig zwei unterschiedliche Bedürfnisse aufeinander (etwas ganz Alltägliches in der Kleinkindzeit).  Erschöpft sind wir beide, das ist klar, aber während mein Mann von der Arbeit mental ausgelastet ist, bin ich das nicht. Was kann man also tun?
Solltet ihr in einer ähnlichen Situation stecken, dann rate ich euch zu kommunizieren und euch gegenseitig Inseln der Erholung zu schaffen.  Zunächst ist es wichtig, dass ihr offen darüber sprecht, was eure Bedürfnisse sind und was ihr vom anderen braucht. Gemeinsam könnt ihr dann daran arbeiten, wie ihr das umsetzen könnt.

Eines unserer Bedürfnisse ist die (von mir so genannte) Energie-Zeit. Das ist die Zeit, die jeder von uns nutzt, um Energie wieder aufzuladen. Mein Mann braucht beispielsweise am Wochenende mal ein wenig Zeit für sich allein – ich gehe also mit BB allein raus. Ich hingegen möchte meine Energie-Zeit lieber unter Leuten verbringen und treffe mich daher mit anderen.

Und so schwer es auch ist, mit Baby oder Kleinkind – nehmt euch auch Zeit als Paar. Ich bin hier immer ein Fan von „Verabredungen“. Dafür muss man keinen Babysitter organisieren, schick essen gehen oder großartiges planen. Aber vereinbart euch etwas. Ladet euch gegenseitig zu „Dates“ ein, wo ihr mal am Esstisch ein neues Spiel ausprobiert, einen Film anseht oder gemeinsam an einem Projekt arbeitet.
Versucht in dieser Zeit nicht über Organisatorisches zu sprechen – das hat zu einem anderen Zeitpunkt Platz in eurem Alltag!

Freunde ohne Kinder und Babymamas

Kinderlose Freundinnen

Wenn es dir so geht wie mir, dann bist du vielleicht eine der ersten in deinem Freundeskreis, die ein Baby bekommen hat. Das hat zur Folge, dass deine bisherigen Freundinnen wenig einbringen können, zu den Themen, die dich aktuell so beschäftigen (rund ums Kind).  Auch kann ich die Sorge verstehen, die einen umgibt: ob man seine Freunde mit dem ganzen Gerede über sein Baby nicht vielleicht schon nervt. Oft hat sich mir dann die Frage gestellt worüber ich denn mittlerweile sonst reden könnte.

Meine Erfahrung hat schließlich gezeigt: meine Freundinnen rissen sich förmlich um jedes Detail zu der Zeit mit Baby und Kleinkind. Weil sie es selbst noch nicht erlebten, konnten sie nicht genug Einzelheiten von unserem Alltag hören und stellten unglaublich viele Fragen.
Ich nutzte diese Beziehungen aber auch immer dazu, um auch mal über was anderes zu sprechen, als mein Baby (Was für Themen das sein könnten, erfährst du weiter unten, im Bereich nur für dich allein). Gleichzeitig genoss ich, ebenso wie sie meine Geschichten über das Baby, ihre Geschichten über tolle Abenteuer, Urlaube und Co., die für mich gerade in weiter Ferne schienen. Anstatt neidisch aufeinander, sollten wir lieber gönnerhaft zu unseren Freunden sein und uns daran mit erfreuen und genau so haben wir das gehandhabt!

Andere Mütter

Doch neben diesen wundervollen Freundinnen, die in mir die Abenteuerlust am Leben hielten, hatte ich auch Sehnsucht nach anderen Frauen, die einige meiner Gedanken, Sorgen und Ängste des Mutterdaseins selbst empfinden können und worüber man sich gezielt austauschen kann.
Anstatt mich nur danach zu sehnen, machte ich mich direkt auf die Suche nach mütterlichen Kontakten. So ist mir das gelungen:

Corona bedingt trieb ich mich während der Schwangerschaft in einem süßen Forum herum, wo (angehende) Mütter sich austauschen, Fragen stellen und Tipps teilen und sich ggf. auch mal persönlich treffen.

Nach dem Wochenbett suchte ich mir Anlaufstellen für mich und mein Baby, wo wir andere Mütter kennen lernten. Baby-Cafes, Baby-Zentren, Kurse, Vorträge etc.

Im Frühjahr rief ich ein Baby-Picknick ins Leben. Mamas, die daran interessiert waren, kamen in einer WhatsApp Gruppe zusammen. Und seither treffen wir uns im Frühling und Sommer alle 2-3 Wochen zu einem Picknick im Park.

In all diesen Settings kannst du viele andere Mütter kennen lernen und dich vereinzelt treffen.  Über die Zeit wird die ein oder andere tiefe Freundschaft daraus. Eine kleine Warnung aber vorweg: es fühlt sich manchmal frustrierend wie Dating an. Du wirst viele Frauen kennenlernen und oft dieselben Dinge erzählen. Aber es lohnt sich.

Noch ein kleiner Tipp am Rande zum Thema andere Mütter: bleibt kritiklos. Statt euch angegriffen zu fühlen, weil die andere Mama es anders macht, versucht von den Stärken der anderen zu lernen! Eure Treffen sollen ein Ort des Wohlfühlens und des Loslassens sein und stellt keine Bühne zum Kräftemessen dar.

du mit dir und deinem Baby

Vor allem im ersten Jahr mit deinem Kind bist du zwar körperlich nicht mehr allein, aber mental. Anstatt dies als etwas Negatives zu sehen, empfehle ich dir es zu nutzen.

Ich habe mir für das erste Babyjahr ein Projekt vorgenommen (inspiriert von einer wanderlustigen Ohne-Baby-Freundin): Den Wanderweg „Rundumadum“ in Wien zu gehen. Ich erstellte mir einen Plan, legte mir BB in die Trage und umkreiste mit ihm unsere schöne Stadt.

Dies hatte mehrere positive Effekte:

1. Ich kam raus aus dem Haus

2. Ich sah etwas, was ich noch nicht kannte,

3. Ich steigerte meine Fitness (denn das Baby wird ja mit den Monaten auch stetig schwerer)

4. Ich verbrachte Quality Time mit BB

5. Ich verbrachte Quality Time mit mir selbst

In der Trage konnte BB immer gut schlafen und ich nutzte diese Zeit beim Wandern immer sehr gerne, um mir ein Hörbuch anzuhören. Dabei bildetete ich mich weiter (so hatte ich auch immer etwas Babyfreies zu erzählen,). Im Anschluss an sein Schläfchen entstanden die schönsten Erinnerungsfotos aus dem letzten Jahr. Auf denen BB und ich an den unterschiedlichsten Orten dieser Stadt am Boden sitzend eine Pause machten und unseren Ausflug genossen.

Dies führt mich zuletzt noch zu dem Punkt, dass ich auch die Zeit mit meinem Sohn BB oft ganz bewusst erlebe. Wir gehen 1x die Woche gemeinsam zu einem Schwimmkurs (quasi als gemeinsames Hobby) seit er 3 Monate alt ist. Und auch in unserem Alltag achte ich darauf mit ihm auf Mama-Sohn-Dates zu gehen und unsere Zweisamkeit zu zelebrieren.

Projekte

Oben konntest du bereits lesen, dass ich das Wandern mit BB zu einem meiner Projekte machte. Ich suchte mir allerdings auch darüber hinaus noch einige Projekte, bzw. suche mir immer wieder neue aus, die mich auf einer mentalen Ebenen auch herausfordern und mir beim Weiterentwickeln helfen.

Hier einige Beispiele als Inspiration für dich

Diesen Blog starten und auf lange Sicht einen Etsy Shop eröffnen (kleiner Spoiler)

mich weiterbilden über z.B. Finanzen (ETFs), Investieren und Co.

im Frühjahr ein riesengroßes Ausmisten umsetzen

Umgestaltung der Wohnung

neues Hobby lernen (z.B. Nähkurs, Sonnentorkurs, VHS)

Natürlich ist nichts davon ein Muss, aber das waren Dinge, die mir gut getan haben in dieser Zeit. Die Schlafenszeit von BB nutze ich noch heute zum „Arbeiten“ für den Blog, oder um mich weiterzubilden. Projekte wie die Wohnung oder das Ausmisten lassen sich wunderbar mit Kleinkind gemeinsam gestalten und ein neues Hobby heißt nicht gleich eine wochenlange Verpflichtung – es gibt auch tolle Einzelkurse. Also trau dich ruhig, dir auch die Zeit für deine Interessen zu nehmen!

Abschluss Worte

Zum Abschluss möchte ich dir noch folgende Gedanken mit auf den Weg geben: Nämlich, dass es in dieser wundervollen Zeit mit deinem Baby nur Zeitverschwendung wäre, dich nach anderen (nicht umsetzbaren) Dingen zu sehnen. Du arbeitest derzeit vielleicht nicht – trauere dem nicht nach, sondern genieße es. Du wünschst dir vielleicht mal wieder richtig ausschlafen zu können und irgendwann wirst du auch wieder die Gelegenheit dazu haben. Irgendwann sind die unzähligen Spielsachen vom Boden verschwunden, du hast dein Kind das letzte Mal auf der Schaukel angestoßen und hast das letzte Mal eine Woche lang keine anderen Erwachsenen gesehen…

Irgendwann… aber nicht jetzt. Versuche also, dich daran zu erinnern, dass das hier jetzt gerade dein Leben ist, und das solltest du mit den Dingen füllen, die dich glücklich machen!

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